Überraschungscoup in Welzheim gelungen

Welzheim – Die erste Männermannschaft der HSG Ca-Mü-Max kann mit Neun-Mann-Kader beim TSF Welzheim 30:23 (12:9) gewinnen.

Der 28. September ist für Cannstatter ein geschichtsträchtiges Datum, weil an diesem Tag die württembergische Königin Katharina alle Bürger zum ersten Volksfest 1818 auf den Wasen einlud. 206 Jahre später spielt eine Cannstatter Handballmannschaft auswärts in Welzheim, dem weit entferntesten Ort im Bezirk, an dem seit dem letzten Hochwasser nicht mal mehr eine Eisenbahn hinfährt.

Die Gegebenheiten, dieses Spiel zu gewinnen, standen für die Stuttgarter jedoch eher suboptimal. Zwar war die HSG in der Vorsaison noch vor Welzheim, allerdings verlor man dort, trug Spieler mit monatelanger Verletzung davon und spielte atmosphärisch gegen eine sehr volle und laute Halle, was man in unseren Ligen nicht in dieser Form gewöhnt ist. Außerdem ist der Kader der HSG auf neun Leute extrem geschrumpft, wodurch konditionelle Ebenbürtigkeit nicht vermutet werden kann. Trainer Nico Fasano lieferte eine feurige Kabinenrede, mit der er die HSG-Männer auf das Spiel einstellte.

Die Stuttgarter begannen effizient und nutzten große Lücken einer anfangs noch ziemlich schläfrigen Abwehr. Auch die sonst gut aufspielenden Rückraumspieler der Gastgeber nahmen sich schnelle Abschlüsse, die Henri Gerstadt gut ins Spiel brachten. Belohnen konnte sich Ca-Mü-Max in der Anfangsphase auch durch Tore aus der ersten Welle, sodass es im ersten Viertel 7:2 stand.

Hinzuzufügen ist, dass in dieser Phase die Gäste auch bereits mehrere Würfe nicht verwandeln konnten, hier hätte man einen höheren Vorsprung erzielen können. Couragiert spielte die HSG bis zur 27. Minute weiter und konnte mit 12:6 den ersten Sechs-Tore-Vorsprung aufbauen, dann folgte in drei Minuten ein Leistungseinbruch vor der Pause, in welchem man ein 0:3-Lauf kassierte. 12:9 war der Pausenstand.

Den Beginn der zweiten Hälfte verschliefen die Hauptstadtschwaben allerdings. Zwar ist es wahr, dass drei abwehrstarke Spieler nicht dabei waren, jedoch gelang den Stuttgartern zu wenig Zugriff, wodurch Welzheimer sogar kontaktlos durchbrechen konnten. Nach verschossenem Siebenmeter fiel in der 34. Minute der erste Ausgleichstreffer.

Doch gerade in dieser knapperen Phase zeichneten sich besonders unsere Außenspieler aus, die bei Gleichstand eben auch aus spitzem Winkel trafen oder einmal sogar mit ihrer Geschwindigkeit bei der schnellen Mitte aus elf Metern einen Sprungwurf verwandelten. Dass es bei der knappen Führung ein richtiges Kampfspiel wird, war den Ca-Mü-Max-Männern aber klar. Besonders im Positionsspiel wurden die Aktionen immer körperlicher und benötigten massiven Widerstand.

Sowohl setzte sich Alexander Zernack mit guten Täuschungen durch und auch Kreisanspiele auf den mit vier Händen gedeckten Max Gerstadt gelangen. Außerdem lief Henri Gerstadt zur Höchstform auf und vereitelte zahlreiche Abschlüsse mit krassen Paraden. Schon 2019, als man zuletzt in Welzheim gewann, gab es von den HSG-Torhütern ein außergewöhnliches Spiel.

In den letzten zwölf Minuten wurde das Spiel gemeinsam mit dem Keeper zu einer absoluten Willensleistung gegen 7:6-spielende Welzheimer. Nach einem zunächst verworfenen Ball bei einer Ein-Tor-Führung hechtete sich der siebenfache Torwerfer Florian Wondratschek in den Kreis und warf um den herausstürmenden Torhüter doch noch ins Tor. Miguel Rodrigo, achtfacher Torschütze, verwandelte mehrmals sicher von der 7m-Linie, setzte sich im Ein-gegen-Eins häufig mit platzierten Schüssen durch und schickte Linksaußen Daniel Zaiß nach erfolgreichem Block sogar noch in der 55. Spielminute zur ersten Welle.

Es klappte alles. Aus diesem Grund feierten die Männer ihren 30:23-Überraschungssieg mit ihren ganzen vier Anhängern, die bei einer vollen Halle am lautesten von allen klatschten. Der 28. September bleibt ein Cannstatter Tag.

Für die HSG Ca-Mü-Max spielten:
Henri Gerstadt im Tor, Aaron Rottenanger, Florian Wondratschek (7), Miguel Rodrigo (8/3), Valentin Derschka, Max Gerstadt (3), Alexander Zernack (5), Daniel Zaiß (3), Fedor Dupont-Nivet (4)

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