Möhringen – Auch beim SV Stuttgarter Kickers verliert die M1 mit 27:30.
Sicherlich: Vielleicht hat der ein oder andere nicht damit gerechnet, dass die tabellarische Situation ein eher knapperes Spiel der HSG Ca-Mü-Max befürchtete, die auch noch mit Ausfall zweier Mittelmänner und eines Kreisläufers stark ersatzgeschwächt waren. In der Winterpause verließ Linksaußen-Talent Daniel Zaiß das M1-Team und wird sich verstärkt studentischen Aufgaben widmen. Und dennoch gab es bei der 27:30-Niederlage gemischte Gefühle, da nicht alle der Meinung sind, dass man ein „gutes Spiel“ absolvierte. Eine Analyse:
Die Tabellenzweiten von der Waldau spielten, wie in der ganzen Saison, mit einem sehr rückraumlastigen Handballspiel, welches insbesondere von drei Rückraumspielern getragen wird. In der Vorrunde haben sie sich ein großes Selbstvertrauen geholt, sind im Rückraum erfolgreich im Eins-gegen-Eins und haben eine sehr ordentliche Wurfschule, mit der sie zurecht im oberen Bereich der Bezirksliga stehen und deshalb gegen den (Noch-)Tabellenneunten eine Favoritenrolle einnehmen.
Im Abwehrspiel zeigten sich besonders in der ersten Hälfte zahlreiche Defensiv-Blackouts der Jungs aus Ca-Mü-Max. Bei simplen jugoslawischen Kreuzen ließ man in der Mitte drei Meter Platz, in denen man die Degerlocher zum Sonntagnachmittagsspaziergang einlud. Vier oder fünf Mal wiederholte sich diese Aktion in der ersten Hälfte besonders kurz vor der Pause.
Erst in Hälfte 2 wurde diese löchrige Abwehrarbeit korrigiert und zeigte erst dann auch Wirkung durch mehr Paraden bei unseren Torhütern: Denn bei den oftmals freien Würfen des SV-Rückraums berührten die beiden Torhüter Didi Stukowski und Henri Gerstadt zwar immer irgendwie den Ball, der dann aber doch fast immer die Linie passierte. Als man über ein 4-2 oder mit abwehrstärkeren Spielern mehr Außenwürfe provozierte, wendete sich das Blatt. Ca. 70 Prozent aller Außenwürfe konnten abgewehrt werden, deshalb konnte in der Schlussphase ein Sechstore-Rückstand zu einem Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt werden.
Was im Angriff gezeigt wurde, sollte aus HSG-Sicht reflektiert werden. Besonders auffällig war die Anzahl an technischen Fehlern mit dem Ball, die in der gesamten Saison ihren Höchststand erreichte. Ungefähr zehn (!) unnötige Harz-Fehler wie Pass auf den Fuß oder ins Aus sorgten dafür, dass sie im ganzen Spiel zahlreiche Wurfabschlüsse weniger hatten als die „Blauen“. Darüber hinaus wurden erneut nur fünf von neun Siebenmetern verwandelt, was sich früher ein Aydín Babadag nicht mal in einer gesamten Spielzeit leistete (2017/2018- Trefferquote: 55 von 58). Wäre Handball ein Kartenspiel, dann stünde auf der Jokerkarte: „Nimm 4 Siebenmetertore und erhalte 10 weitere Angriffsversuche dazu“.
Die einfachen Tore nach erster und zweiter Welle und eine enorm hohe Außenwurftorquote funktionierten gut und waren die besten Mittel, um die Kickers zu schlagen. Eine überdurchschnittlich starke Leistung im Angriff (100%-Quote) und in der Abwehr zeigte am heutigen Tag Aaron Rottenanger. Solange er spielte, wurde auf seiner Seite im Rückraum kein einziges Tor aus dem Rückraum erzielt. Formstärke effektiv auszunutzen, könnte auch Spieler, die mit ihren Aufgaben Schwierigkeiten haben, enorm entlasten, da sie ein solches Spiel zu unseren Gunsten entscheiden kann. Deshalb kann das erste Männerteam der HSG, selbst wenn es in dieser Saison nicht die historische Rekordmannschaft ist, weit mehr mit ihrem riesigen Potenzial aus jungen und athletischen Spielern machen, als es bei diesem Spiel gezeigt wurde.
Für die HSG Ca-Mü-Max spielten:
Henri Gerstadt und Dietmar Stukowski im Tor, Aaron Rottenanger (4), Florian Wondratschek (2), Toni Proß (2), Aron Dauer (2/2), Max Gerstadt (1), Marc Hildebrandt (5), Alexander Zernack (4/1), Niklas Michaelis (3), Finn Weißer (3/2), Fedor Dupont-Nivet (1).