Chaos-Spiel mit klarer Niederlage

Stuttgart-West – Die Handballer der HSG Ca-Mü-Max verlieren nach einem chaotischen Spiel gegen den MTV Stuttgart II 24:36.

Um zu verdeutlichen, wie anstrengend das Restprogramm des Bezirksliga-Tabellenzehnten HSG Ca-Mü-Max wird, kann man die Gegner mit Vereinen der Fußball-Bundesliga vergleichen. Die nächsten Gegner der Cannstatter Jungs sind ein torgefährlicher und formstarker MTV Stuttgart (Eintracht Frankfurt), eine dominante und schwer zu bespielende SG Schorndorf (Bayer Leverkusen) und zum Jahresfinale ein unangefochtener Tabellenführer TSV Schmiden (FC Bayern München).

Nach zuletzt ärgerlichen Heimniederlagen wünschten sich viele HSGler in der Halle West ein enges Spiel. Im Frühjahr 2023 gelang der letzte Auswärtssieg beim MTV, die eine einjährige Serie ohne Auswärtssieg der Stuttgarter HSG unterbrach und so die entscheidende Wende zum Klassenerhalt einleitete. In Reihen des MTV liefen auch ehemalige Hochkaräter aus der ersten Mannschaft auf, gegen welche man aber auch schon in der Spielzeit 21/22 in der Bezirksliga (heute: Bezirksoberliga) nur knapp mit einem Tor verlor.

Der Start ins Spiel war enorm intensiv, da besonders der derzeitige HSG-Toptorjäger Marc Hildebrandt von der breiten defensiven 6-0-Abwehr in der ersten und zweiten Spielminute hart attackiert wurde. Der Mittelmann ist ein vorbildlicher Spielertyp, der so durchsetzungsstark ist, dass er schon in der Vergangenheit bei den härtesten Fouls gegen sich immer oben und willensstark am Ball geblieben ist. Des Öfteren fällt es unserer Liga schwer, für dieselben Fouls dasselbe Strafmaß anzusetzen, wenn Spieler nicht hörbar zu Boden fallen – ein Exempel, dass sich in dem Spiel noch mannigfach zeigen wird.

Der Westverein spielerisch mit gutem Offensivhandball, der eigentlich simpel nach Kreuzbewegungen auf die Lücken stoß und danach schön zu den Außen abräumte. Falls der spielerische Ansatz nicht funktionierte, holte der MTV über die Rückraumposition ihren Kreisspieler heraus und konnte das fehlende Verschieben sehr erfolgreich nutzen. Das Ca-Mü-Max-Team konnte handballerisch auch in der Anfangsphase über Alexander Zernack und gute Kreisanspiele Akzente finden, sodass es nach neun Minuten 4:5 stand.

Nach einem kurzen technischen Defekt ging es weiter und die HSG-Spieler wurden reihenhaft mit Zeitstrafen vom Platz geschickt, die allesamt eben nicht dasselbe Maß hatten. Die Unterzahl machte schwer zu schaffen, sodass der MTV etwas mehr Tempo gehen konnte, während sich bei den Cannstattern zu viele Fehlpässe einschlichen. Torhüter Dietmar Stukoswki zeigte zwar erneut eine gute Leistung, bekam aber noch mehr aufs Tor als gegen den HC Winnenden. Der MTV konnte seine Führung zur Halbzeit auf 13:18 ausbauen. Weil die Anzeigetafel neu gestartet wurde, hatte man der HSG über einen Abpfiff zur 22. Minute in Kenntnis gesetzt, die sekundengenaue Pausenzeit war dann tatsächlich einige Sekunden später und verursachte Chaos.

In der zweiten Hälfte sah die Sache klarer aus, weil der MTV eine Schwächephase der Ca-Mü-Max-Herren ausnutzte, die scheinbar kühl aus der Kabine kamen. Erneut gab es nach der Pause nur ein Tor in elf Minuten, was offensiv klar zu wenig war. Spielsituationen, in denen Angreifer im Kreis stehend den Ball holten oder bei jedem zweiten Ball auf Außen ein Fuß auf der Linie und damit im Aus stand, gab es ebenfalls. Statt das irgendwann mal im Spiel zu ahnden, bekam Trainer Nico Fasano eine Zeitstrafe wegen Reklamieren. Mit 14:25 war das Match schon früh in der 40. Spielminute entschieden.

Die Komplettrotation der HSG sorgte für etwas mehr Torgefahr. Baldur Dilthey löste es als Aushelfer der zweiten Mannschaft gut und auch die ersten Tore für Miguel Rodrigo brachten wieder mehr Power herein. Eine kleine Schwachstelle des MTV konnte man in ihrer Abwehr bei einem 4-2-Angriffspiel erkennen, an diesem Tag kämpfte die HSG aber nur mit einem etatmäßigen Kreisläufer Max Gerstadt, der sechs Mal traf.

Zum Schluss vom bekam Miguel Rodrigo für ein freiwurfwürdiges Stoßen vor der 7m-Linie glatt rot, während bei einem MTV-Linksaußen komplett die Sicherungen durchbrannten, als er erst im eigenen Tempogegenstoß einen Spieler den Arm zum Überholen herunterriss, dann tätlich wurde, und überflüssig beim Zurückrennen in den werfenden Außen reinrannte. Statt blau ließ der Schiedsrichter einfach weiterlaufen, der MTV wechselte ihren Spieler fairerweise aus.

Die Summe an Fehlern war bei den Gästen an diesem Tag deutlich höher als bei den Hausherren, weshalb der MTV als bessere Mannschaft verdient mit durchschlagenden Rückraumaktionen das Spiel mit 24:36 gewinnen konnte. Vor den Stuttgartern, die am Neckar zuhause sind, stehen jetzt große Begegnungen an, in denen definitiv Topleistungen gebracht werden müssen.

Für die HSG Ca-Mü-Max spielten:
Dietmar Stukowski im Tor, Aaron Rottenanger, Florian Wondratschek (3), Miguel Rodrigo (2), Baldur Dilthey (4/2), Valentin Derschka, Max Gerstadt (6/1), Toni Proß, Marc Hildebrandt (1), Alexander Zernack (4/1), Daniel Zaiß (1), Fedor Dupont-Nivet (3).

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